ded-freundeskreis e.V.
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26.05.2024 Zwischen Wut und Ohnmacht.
Ein Beitrag von Werner Würtele
Es hat alles nicht geholfen. Peter Wachowski wurde am 20. Mai 2024 zur „Mindeststrafe“ für „Mord“ zu 30 Jahre Haft verurteilt. Das Gefängnis würde er demnach mit 101 Jahren verlassen.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Schriftlich soll es am 14. Juni vorliegen. Die Anwälte arbeiten gerade am Revisionsantrag.
26 (!) ZeugInnen und Sachverständige wurden befragt, darunter auch Sohn Federico. Die Richterin hatte vor ihrem Urteilsspruch noch ein universitäres Gutachten bestellt. Dies alles liess bei uns die Hoffnung auf einen Freispruch aufkommen.
Stutzig machte uns allerdings, dass die Menge an ZeugInnen alle an einem Tag vernommen werden sollten. Jetzt wissen wir warum: das Urteil stand unverändert fest seit Juni 2022 als Peter verhaftet wurde.
Ausnahmezustand
In einem Land, in dem Ausnahmezustand herrscht und alle an einem Prozess Beteiligten zum Schweigen verpflichtet sind (sog. „reserva total“), greifen rechtsstaatliche Ansprüche nicht. Wäre Peter freigesprochen worden, so hätten wir nicht gewusst warum, bei einem Schuldspruch umso weniger. Die einzige Informationsquelle, die öffentlich zugänglich war, war die Staatsanwaltschaft, die die Presse mit ihren Erkenntnissen fütterte: Yanci Urbina sei durch Schläge ihres Lebenspartners zu Tode gekommen.
Was die Richterin jenseits der blauen Flecken zu ihrem Urteil brachte, wissen wir nicht. Festgestellt hatte sie, dass Peter allein Im Hause war und so für sie nur er als Mörder in Frage kommen konnte. Auf welche Zeugenaussagen stützte sich die Richterin? Für uns sieht es so aus als sei sie – auch entgegen möglicherweise erdrückender Beweislage - zu dem Schuldspruch gedrängt worden. Wir hätten es mit einem politischen Urteil zu tun, passend zum aktuellen Kontext El Salvadors.
Der Staat El Salvador hat heroisch bewiesen, wie er die Rechte einer Frau gegenüber ihrem gewalttätigen Partner verteidigt und dies gerade angesichts einer in El Salvador politisch bekannten Persönlichkeit und ihrem ausländischen Partner. Feministische Gruppierungen im Globalen Süden wie Norden müssten doch zu solch einem Urteil Beifall klatschen.
Doch es ist so offensichtlich, dass Peter unschuldig ist
Bewertung und weiteres Vorgehen
Der Kreis aus Peters FreundInnen hat seine Beratungen zum weiteren Vorgehen noch nicht abgeschlossen. War der eingeschlagene behutsame Weg, um Peter nicht zu gefährden, richtig? Hätten nicht das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft stärker intervenieren müssen wie dies aus Erfahrung die Botschaften anderer Länder bei ähnlichen Fällen tun? Das Mindeste, was wir momentan von der Botschaft erwarten, ist, dass sie ihren konsularischen Pflichten durch noch enger getakteten Besuchen nachkommt.
Das Wichtigste jetzt ist Peters Gesundheitszustand. Peter muss wissen, dass wir das Urteil nicht einfach hinnehmen, sondern sich neben seinen Geschwistern ganz viele Menschen aus Politik, Gesellschaft und Freundeskreisen weiter um ihn kümmern. Wir werden jetzt verstärkt an die Öffentlichkeit gehen.
Vor einiger Zeit gab es das Angebot, Peters Haft gegen ein Schuldeingeständnis und die Zahlung von € 7.000,00, zu reduzieren. Dies hatte Peter rundweg abgelehnt. Warum sollte er einen Mord gestehen, den er nicht begangen hatte? Doch geht es jetzt nach Urteilsverkündung nicht einfach darum, dass Peter dieses schöne-schreckliche Land verlassen kann? Was müsste z.B. geschehen, dass Peter in Hausarrest mit nachfolgender Abschiebung kommt?
Wir alle sind tief ge- und betroffen, hatten wir doch insgeheim auf einen Freispruch gehofft trotz der speziellen Umstände in El Salvador. Das Wunder trat nicht ein, das rechtsstaatliche Prinzip wurde mit Füßen getreten. Auch intervenierte Präsident Bukele nicht zu Peters Gunsten. Schauen wir, was noch kommt … vielleicht haben Sie liebe Leser/in eine Idee?
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Eine gute Nachricht zum Schluss
Der Spendenstand beträgt derzeit stattliche € 9.409,00. Allen Spenderinnen und Spendern danken wir sehr, sehr herzlich. Wie es aussieht, werden wir leider weiterhin noch Ihre Spende brauchen.
Unserer Anwältin Petra Schlagenhauf gebührt unser ganz großes Lob, engagiert sie sich doch unermüdlich für Peter.
Und eine Bitte: "Nach dem fassungslosen und schmerzhaften Gerichtsurteil sollten wir jetzt zunächst – bis zur schriftlichen Urteilsverkündung – unsere Aufmerksamkeit auf Peter und sein Befinden richten. Es gab von euch Allen eine große solidarische Verbundenheit. Jetzt geht es darum, Peter diese Anteilnahme zukommen zu lassen. Sie wird ihn hoffentlich mental stärken.
Weiterhin erhält Peter keine Haftbesuche seiner Strafverteidiger. Nun meine Bitte an Euch, ob Ihr Peter persönlich kennt oder nicht, schreibt ihm einige stärkende und unterstützende Worte selbstverständlich ohne politische Bezüge. Ich denke das wird ihm gegenwärtig sehr gut tun.
Das Schreiben bitte in PDF oder Word Version verfassen und als Mail-Anhang an die Konsulin der deutschen Botschaft Frau Alexandra Consten senden mit kurzem Anschreiben und der Bitte, den Brief Peter zu überreichen. Ihre Mail Adresse lautet:
Rk-1@sans.diplo.de
Vielen herzlichen Dank!
Für die Geschwister
Inge Wachowski-Andrade
Das Urteil im Spiegel der salvadorianischen Presse gleichlautend
Peter Wachowski condenado a 30 años de prisión por el asesinato de Yanci Urbina https://diario1.com/nacionales/2024/05/httpsdiario1-comp285523/
„Condenan a 30 años de prisión a esposo de exdiputada salvadoreña por su feminicidio“ https://www.infobae.com/america/agencias/2024/05/22/condenan-a-30-anos-de-prision-a-esposo-de-exdiputada-salvadorena-por-su-feminicidio/
Peter Wachowski condenado a 30 años de cárcel por asesinar a la exdiputada, Yanci Urbina https://lanoticiasv.com/peter-wachowski-condenado-a-30-anos-de-carcel-por-asesinar-a-la-exdiputada-yanci-urbina/