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Eine Jeans auf Weltreise

„Woher stammt eigentlich meine Jeans?“ Das fragt sich heute der Grundkurs Politische Weltkunde eines Berliner Gymnasiums im Rahmen der Projektwoche „Eine Welt für alle“. Die Schüler:innen haben sich zum Ziel gesetzt, sich mit globalen Themen zu beschäftigen. Themen also, die Zusammenhänge zwischen der westlichen Welt und Ländern des Südens betrachten. Dazu haben die Schülerinnen Cornelius eingeladen, der drei Jahre lang als Entwicklungshelfer in Sambia gearbeitet und eine Baumwollkooperative bei der Vermarktung beraten hat. Nach seiner Rückkehr engagiert er sich weiter für unsere „Eine Welt“. Dazu hat er sich im Programm „Bildung trifft Entwicklung“ zum Bildungsreferenten fortbilden lassen und steht nun für Bildungsveranstaltungen mit unterschiedlichen globalen Themen zur Verfügung. Er wird immer wieder von Schulen angefragt.

Baumwolle - Rohstoff für Jeans
Baumwolle - der Rohstoff für Jeans

Cornelius macht mit der Gruppe eine „Weltreise der Jeans“. Anhand einer Weltkarte zeigt er den Weg vom Anbau der Baumwolle in Sambia über die Produktionsstätten in Bangladesch, den Transport mit dem Containerschiff nach Europa und den Weg ins Jeans-Geschäft. Der schreckliche Brand mit vielen Toten in einer Textilfabrik in Dhaka ist den Jugendlichen noch in Erinnerung und auch die Problematik der bengalischen Textilarbeiterinnen, die zu billigen Löhnen schuften, Gewalt ausgesetzt sind und in sehr unsicheren Verhältnissen leben und arbeiten. Cornelius zeigt ein Video, das diese Verhältnisse schildert und erklärt, dass die Arbeiterinnen nur ein Prozent dessen verdienen, was die Jeans in Deutschland kostet. Große Betroffenheit bei den Schülerinnen – und eine lange Diskussion schließt sich an, die in der Frage mündet: Wie können wir als Konsument:innen unser Kaufverhalten ändern und damit ein Stück mehr Verantwortung für Gerechtigkeit leben?

Eine Näherin
Eine Näherin unserer Jeans

„Mit Kopf, Herz und Hand“ ist das Leitmotiv von "Bildung trifft Entwicklung". Mit Kopf, Herz und Hand haben Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer im Globalen Süden gelebt und sich engagiert. Dabei haben sie neben dem fachlichen Austausch in ihren Projekten „so ganz nebenbei“ und im täglichen Leben viel, sehr viel gelernt und erfahren. Vor einem anderen und für sie neuen kulturellen Hintergrund sind Kontraste und Gemeinsamkeiten deutlich geworden, haben die Entwicklungshelferinnen aber auch Zusammenhänge erfahren, die unsere „Eine Welt“ – den Globalen Süden und Norden – verbinden.

In der Vorbereitung für Entwicklungshelfer:innen und in Zusammenkünften im Partnerland spielte neben dem Erfahrungsaustausch auch immer die Frage nach dem „Zurück in Deutschland“ eine Rolle. Also: Wie können wir Entwicklungshelfer:innen das Gelernte und Erfahrene nach Hause transferieren, Familie und Freunde teilhaben lassen oder damit in unserem Umfeld Bewusstsein schaffen für globale Zusammenhänge? Wie können wir die Abhängigkeiten des Nordens und Südens voneinander erklären und letztendlich unser eigenes Handeln daheim nachhaltig verändern? Eine Antwort darauf ist das Bildungskonzept „Globales Lernen“.

Globales Lernen versteht sich als pädagogische Antwort auf die Anforderungen, denen wir uns durch die Globalisierung aller Lebensprozesse stellen müssen. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass Entwicklung keine alleinige Aufgabe der sogenannten Entwicklungsländer beziehungsweise des Globalen Südens ist. Vielmehr muss sich auch die Lebensweise in den Industrienationen des Globalen Nordens ändern, um nachhaltig und zukunftsfähig zu sein.

Lernprozesse sind weltweit notwendig. Das Ziel des Globalen Lernens nun ist es, gemeinsame Wege zu finden um unsere Welt lebenswert zu erhalten.

Globales Lernen stellt eine Verbindung zwischen weltumspannenden Zusammenhängen und dem eigenen Leben her. Es gibt Antworten auf die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ Es zeigt Möglichkeiten auf, sich aktiv für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Globales Lernen ist prozessorientiert und unterstützt das Lernen voneinander auf Augenhöhe. Die Methoden des Globalen Lernens zielen auf einen ganzheitlichen Zugang zu weltweiten Zusammenhängen. Sie ermöglichen Lernen mit allen Sinnen durch entsprechende Bilder, Geschichten, Gegenstände und gemeinsames Tun. Hier setzt auch das Grundverständnis des Globalen Lernens an: Lernen mit allen Sinnen - mit Kopf, Herz und Hand.

Die Themen des Globalen Lernens sind so breit gefächert wie die Themen der Einen Welt: „Was hat dein Kaffeebecher mit der Globalisierung zu tun?“ „Wo kommt meine Jeans her?“ „Warum trifft der Klimawandel die Länder des Globalen Südens so sehr?“ Der Grundkurs Politische Weltkunde des Berliner Gymnasiums jedenfalls hat beschlossen einen Kleidertausch-Markt zu veranstalten. Eine Alternative zum Neukauf der nächsten Jeans!

Weitere Informationen zum Globalen Lernen:

Programm „Bildung-trifft-Entwicklung“ (www.bildung-trifft-entwicklung.de ) In Seminaren erwerben ehemalige Entwicklungshelfer:innen fachliche Kenntnisse und methodische Kompetenzen zu globalen Themen, die nach der Rückkehr aus dem Partnerland beim Engagement in Deutschland - sei es in der Familie, bei Freunden, in der Kirchengemeinde, der Schule oder dem Ortsverein – nutzbringend sind. Gepaart mit der sehr persönlichen Erfahrung die Zurückgekehrte authentisch mitbringen, ergeben sich sicher spannende Begegnungen oder sogar Veranstaltungen im privaten oder gesellschaftlichen Umfeld.



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